/ Wort zum Tag
Galater 4,28
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Ihr seid wie Isaak Kinder der Verheißung.
Isaak war also ein Kind der Verheißung. Wie ging die Geschichte von Isaak doch gleich? Isaak war dieses Kind von Abraham und Sara, das Gott ihnen verheißen hatte, nachdem sie schon dachten, sie würden keine Kinder mehr bekommen. Und dann war erst einmal lange nichts passiert. Und dann kam die Geschichte, wie Abraham mit Saras Dienerin, der Hagar, einen Sohn zeugte, den Ismael. Der war aber nicht der verheißene Sohn. Der kam erst sehr viel später, als Abraham und Sara beide eigentlich schon viel zu alt zum Kinderkriegen waren. Und das war dann Isaak, der Sohn der Verheißung. Und der war dann der Vater Jakobs, der zwölf Söhne hatte und der der Stammvater des Volkes Israel war.
So ging die Geschichte. Aber wieso sagt Paulus hier, dass ich selbst ein Kind der Verheißung bin, wenn ich Christ bin? Was hat denn diese alte Geschichte von Isaak mit mir zu tun? Vielleicht begreife ich es ja, wenn ich mir klar mache, was ich nicht bin. Davon spricht Paulus in diesem Zusammenhang übrigens auch. Ein paar Verse weiter hinten im Galaterbrief schreibt er, dass wir nicht Kinder der Magd sind, sondern der Freien. Ismael war das Kind der Magd Hagar. Er war der Nachkomme, der von Abraham und Sara sozusagen aus der Not heraus selbst fabriziert worden war. Sie glaubten nicht mehr, dass Gott noch eingreifen würde, und dachten, sie müssten nun selbst dafür sorgen, dass sie Nachwuchs bekommen. Aber dieses Kind hatte mit Gottes Verheißung nichts zu tun.
Wenn ich als Christ wie Ismael wäre, dann hieße das vielleicht so viel, wie dass ich mir mein Christsein selbst fabriziert habe. Dass ich durch irgendwelche menschlichen Anstrengungen, meine eigenen Anstrengungen oder vielleicht auch die meiner Eltern, Christ geworden bin, weil das eben nun mal so sein musste. Aber auf welcher Grundlage bin ich dann Christ? Mache ich mir dann nicht vielleicht selbst etwas vor? Habe ich mir da vielleicht selbst etwas zusammengestrickt? Wenn alles nur an mir liegt, kann mir mein Christsein dann nicht auch ganz leicht wieder verlorengehen? Wenn ich vielleicht in meinen Anstrengungen, Christ zu sein, ein kleines bisschen nachlasse? Wenn ich so denke, bin ich ein Kind der Magd. Dann bin ich versklavt an meine eigenen Anstrengungen, Christ zu sein, die sowieso nie genügen werden und deshalb nur zu noch mehr Mühe führen.
Aber ich bin ja anders, ich bin ein Kind wie Isaak, ein Kind der Verheißung. Isaak war das Kind, das einfach so, als Geschenk, als große Überraschung kam. Einfach, weil Gott es so wollte. Deswegen wird Isaak ein „Kind der Verheißung“ genannt, und das bin ich also auch. Ich bin im tiefsten Grund nicht deswegen Christ, weil ich das so wollte oder weil meine Eltern oder irgendjemand sonst das so wollte. Sondern weil Gott es so wollte und weil er schon immer wusste, dass er eines Tages mich als sein Kind haben würde. Mein Christsein hängt nicht an meinen eigenen Anstrengungen, Christ zu sein. Mein Christsein hat seinen Grund letztendlich nicht in mir, sondern in Gott. Weil Gott wollte, dass ich sein Kind bin. Und das bleibt in alle Ewigkeit so.
Das ist etwas ganz anderes, als wenn ich mir ständig Gedanken machen müsste, ob ich denn jetzt auch wirklich Christ bin oder nicht, je nachdem, wie gut ich es gerade hinkriege, ein christliches Leben zu führen. Ich bin ein Kind meines Vaters. Isaak war auch nicht immer ein großer Tugendbold, und sein Vater Abraham und sein Sohn Jakob erst recht nicht. Aber: sie waren Teil von Gottes Geschichte. Gott hat sie dazu bestimmt, dass sie seine Geschichte schreiben. Genauso sieht er mich. Auch mit mir schreibt Gott ein Stück Geschichte. Ich muss sie nicht selbst schreiben. Christliche Freiheit heißt genau das.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Liebe Andrea,
danke für Ihre Gedanken! Ich möchte dazu gerne noch ergänzen: In diesem Vers geht es ja gerade nicht um die Ebene Abrahams: Was soll ich tun? Wie soll ich mich verhalten?, sondern um … mehrdie Ebene der Kinder: Ismael oder Isaak. Also um die Frage: Wer oder was bin ich? Auf welcher Grundlage bin ich ein Kind Gottes?
Aus diesem "Sein" ergibt sich unser "Tun" - nicht umgekehrt. Oder anders gesagt:
Allem christlichen Aktiv-sein geht erst mal ein Passiv-sein voraus. Wie ich mich als Kind Gottes sehe, wird bestimmen, wie ich mich als solches verhalte.
Ich hoffe, das ist so verständlicher. Ich glaube, im Grunde meinen wir ja dasselbe. :-)
Liebe Grüße, Jutta Schierholz
Folgenden Satz zitiere ich hier aus ihrer sonst stimmigen Andacht:
"Aber ich bin ja anders, ich bin ein Kind wie Isaak, ein Kind der Verheißung. Isaak war das Kind, das einfach so, als Geschenk, als … mehrgroße Überraschung kam."
Müsste da statt Ismael nicht "Abraham" stehen?
Ismael kann ja nichts dazu.
Wir sind Kinder der Verheißung - wie Isaak - denn wer an Jesus Christus glaubt ist und bleibt Kind Gottes.
Ismael ist ja hier nur passiv.
Es geht m E nach darum, dass wir nicht - wie sie auch schrieben, wie Abraham bei der Zeugung Ismaels sein sollen sondern wie der glaubende Abraham bei der Zeugung Isaaks. Denn hat Abraham Gott machen lassen...und wollte nicht selbst der Macher sein.