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„Aufregung in Europa nicht nachvollziehbar“

Der Theologe und Journalist Johannes Gerloff über die aktuelle Lage in Jerusalem.

Trotz aller Warnungen und Einwände hat US-Präsident Donald Trump Jerusalem offiziell als die Hauptstadt Israels anerkannt. Die Folgen waren absehbar: In der muslimischen Welt gab es Aufrufe zu gewaltsamen Protesten. Johannes Gerloff ist Journalist und Theologe und wohnt in Jerusalem. Er beschreibt die Stimmung in Jerusalem folgendermaßen:

„Ich habe just an dem Tag, als der Herr Trump seine Verlautbarungen gemacht hat, hier sehr viel mit Arabern zu tun gehabt und die waren alles andere als aufgebracht. Sie haben zum Teil gar nichts davon gewusst, oder gesagt `lasst uns doch in Ruhe mit diesen diplomatischen Spielchen, habt ihr nichts anderes zu tun´. Aus unserer Sicht ist die Aufregung in Europa nicht nachvollziehbar.“

Stattdessen treibe die Palästinenser in Jerusalem eher die Sorge um, dass die Situation weiter eskaliert. Denn die Ursachen für gewaltsame Aufstände, so sie denn stattfinden, liegen vermutlich nicht an zahllosen aufgebrachten Palästinensern, wie Johannes Gerloff erfahren hat.

Er habe in diesen Tagen zum ersten Mal direkt aus dem Munde eines jungen Palästinensers gehört, dass die palästinensischen Führer versuchten, Leute zu mobilisieren, auf die Straße zu gehen. Dafür böten sie sehr viel Geld.

Eine weitere Eskalation könnte Gerloff zufolge vermieden werden, indem klar gestellt wird, dass Donald Trump im Grunde Recht habe – wenn auch nicht unbedingt in seiner politischen Einstellung. Denn wo sei es sonst üblich, dass ein Land seine Hauptstadt von einem anderen Land anerkennen lassen müsse. Insofern habe Trump Recht, wenn er sage, eigentlich erkenne er nur die Realität an. Zudem gebe es zurzeit ganz andere Probleme im Nahen Osten, als eine formelle Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt. Ansonsten solle man darauf hören, was die einfachen Leute zu sagen haben, ohne dass man sie vorher durch politische Verlautbarungen unter Druck setzt.

Damit bezieht Gerloff sich auf den Umstand, dass z.B. in Deutschland eine große Empörung über Trumps Handeln herrscht und gewaltsame Aufstände von Seiten der Palästinenser geradezu heraufbeschworen wurden. Dadurch – so die These – gerieten die Palästinenser quasi in Zugzwang, da sie nicht weniger empört sein durften, als die Europäer. „Wenn das Auswärtige Amt noch bevor hier irgendetwas passiert ist, Reisewarnungen ausspricht, dann spricht aus das schon Bände“, so Gerloff.

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