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Das Wort von der Versöhnung

Hartmut Bärend über 2. Korinther 5,19

Gott hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 2 Korinther 5,19

Ich mag gar nicht mehr fragen. Ich weiß, dass jede Frage eine Belastung darstellt. Seit Jahren leidet Petra darunter, dass ihre Tochter nicht mehr mit ihr spricht. Ja, nicht nur das: Es gibt auch keine Treffen mehr, obwohl Tochter und Mutter in der gleichen Stadt wohnen. Einfach Funkstille. Wir haben oft darüber gesprochen, Petra, meine Frau und ich. Aber wir wissen auch nicht weiter. Nur beten können wir. Wir bitten Gott, dass er das Herz der Tochter aufweicht, damit sie wieder ein Lebenszeichen gibt, als ersten Schritt auf dem Wege zur Versöhnung. Aber wie lange geht das noch so? Das tut echt weh.

Aber das ist ja nicht nur in manchen Familien so, zwischen Eltern und Kindern oder auch zwischen Eheleuten. Das gibt es auch im Beruf, dass sich Unversöhnlichkeit breitmacht. Sogar ganze Völker können voller Hass gegeneinander kämpfen. Der Geist der Unversöhnlichkeit ist offenbar unendlich schwer auszurotten.

Gott sei Dank gibt es aber auch das andere. Ich denke an Jens. Der war  für mich viele Jahre lang ein guter Freund, aber dann hat er mir plötzlich einen bösen Brief geschrieben. Ich fühlte mich total unverstanden und verletzt und habe ihm das auch rückgemeldet. Aber nichts hat sich geändert. Vor drei Jahren sind wir uns wieder begegnet, bei einer Tagung. Da habe ich ihm erneut erklärt, was mich damals verletzt hat und immer noch in mir schmorte. Diesmal konnte er es hören. Er bat um Verzeihung; wir haben uns versöhnt. Das war dann so, wie es Jürgen Werth in seinem Lied „So ist Versöhnung“ so treffend beschrieben hat, - es war „wie ein Fest nach langer Trauer.“ Wir waren beide voller Dankbarkeit und Freude.

Ja, so ist das. Aber auch die Bibel weiß um Versöhnung.  Da geht es zunächst um Gottes Liebe für seine Schöpfung und um den Geist der Auflehnung derer, die er geschaffen hat. Da lesen wir von der Selbstsucht des Menschen, der sein will wie Gott. Wir lesen von der harten Strafe Gottes, dem Verstoß aus dem Paradies. Seitdem war die Beziehung zwischen Gott und Menschen gestört.

Aber dann ist ein Wunder passiert. Gott wollte diesen Zustand der Feindschaft beenden. „Er hat“, schreibt der Apostel Paulus, „unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.“ Was hat er getan? In seiner unfassbaren Liebe zu uns Menschen hat er seinen Sohn Jesus Christus, geschickt. Der ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben. Der hat Versöhnung gestiftet. Jetzt geht es nur um eines: Dass wir einsehen, was wir an Schuld vor Gott mit uns herumtragen, an Gleichgültigkeit und Egoismus, an Auflehnung und Verstößen gegen Gottes Gebote. Dass wir das einsehen und zu Jesus unter das Kreuz gehen. Dann steht er mit offenen Armen vor uns und wird uns mit dem Vater im Himmel versöhnen. Jesus Christus ist die Versöhnung für die Welt.

Und wie Jesus Versöhnung mit Gott stiftet, so tut er das auch zwischen Menschen. Darum war das für Jens und mich damals auch ganz klar: Als wir uns wieder in die Augen sehen konnten, haben wir uns im Gebet von Jesus einen neuen Anfang schenken lassen. Und so geht es mir auch mit der Tochter von Petra. Ich bete fast täglich für sie und bitte Jesus, dass er ihr Gedanken der Versöhnung ins Herz gibt. Damit Mutter und Tochter auch dieses wunderbare Fest nach langer Trauer erleben.

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