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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Arm und Reich

Markus Baum über Sprüche 15,16.

Besser wenig mit der Furcht des HERRN als ein großer Schatz, bei dem Unruhe ist.

Sprüche 15,16

Der Beruf der Milchmänner ist so gut wie ausgestorben, aber dass es diesen harten Beruf einmal gab, das ist allgemein bekannt, nicht zuletzt durch das Musical „Anatevka“ nach der Erzählung „Tewje, der Milchmann“ von Scholem Alejchem.

Die Bewohner des Schtedtl Anatevka sind ausnahmslos arme Leute, haben alle zu knapsen, und Tewjes Tagtraum, das bekannteste Stück aus dem Musical, könnten auch viele andere träumen: „Wenn ich einmal reich wär – was wäre denn so Schreckliches dabei, wenn ich auch ein klitzekleines Vermögen hätte? Ich weiß, es ist keine Schande, arm zu sein, aber eine besondere Ehre ist es weiß Gott auch nicht…“ – Und dann malt sich der Milchmann aus, wie schön es wäre, reich zu sein, und was für Vorteile der Wohlstand mit sich bringt: Mehr Respekt, mehr Annehmlichkeiten, ein Ehrenplatz in der Symagoge, die Bewunderung anderer – sprich ärmerer – Menschen.

Man singt und swingt bei diesem Liedchen fröhlich mit und schluckt ganz unbekümmert die ironischen Zwischen- und Untertöne. Denn reiche Menschen werden eben nicht nur bewundert, sondern auch beneidet. Und wenn sie, was gar nicht so selten passiert, in Schwierigkeiten geraten, hält sich das Mitleid und die Solidarität anderer in Grenzen.

Lieber arm sein und den Herrn ernst nehmen als reich sein und in ständiger Sorge, heißt es in den Sprüchen Salomos (Sprüche 15,16). Die Erkenntnis ist 3.000 Jahre alt und lobt nicht etwa die Armut, aber sie relativiert den Reichtum. Und sie weist auf unvergängliche Werte hin: Gott und sein guter Rat, Gott und seine Weisungen entschädigen für Vieles und sind unbezahlbar.

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