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/ Wort zum Tag

Lukas 10,39

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu".

Lukas 10,39

Ich erinnere mich gut an ein faszinierendes Bild, das ich vor Jahren gesehen habe. Als Betrachterin schaute ich mitten in eine große Küche hinein. Ein prächtiger Anblick! Feinschmeckern und Hobbyköchen muss das Herz im Leib lachen. An einem gewaltigen Herd brät und kocht es. Das Küchenpersonal ist rastlos bei der Arbeit.
Mitten in dieser Betriebsamkeit steht eine Frau, eine Gastgeberin. Sie hat die Situation im Griff. Für den Gast sollen Küche und Keller das Beste liefern.
Eins ist allerdings merkwürdig. Wenn man vor dem Bild steht, fragt man sich unwillkürlich: Wo ist eigentlich der Gast?
Erst beim zweiten Hinsehen merkt man, dass der Maler die Küchentür einen Spalt weit geöffnet hat. Durch diesen Spalt sieht man den Gast, weit weg und sehr klein. Er sitzt im Hintergrund und redet. Und eine Frau hört ihm zu. Hat sie nichts anderes zu tun?
Das Bild ist die Illustration der biblischen Erzählung von den beiden Frauen Maria und Martha. In ihrem Haus kehrt Jesus ein. Martha hat Jesus und seine Begleiter eingeladen. Ihr Verhalten war eine klare Provokation. Als Frau lud man vor 2000 Jahren keine Männer zu sich ins Haus ein – und Männer nahmen schon gar nicht eine solche Einladung an.
Beide Tabus werden hier durchbrochen. Für Martha scheint nur eins wichtig zu sein: Sie möchte Jesus begegnen. Darum nutzt sie die Gelegenheit, ein ordentliches Festmahl auf die Beine zu stellen.
Gäste sind ihr willkommen und immer gern gesehen. Sie bringen ein Stück Welt und Leben ins Haus und nehmen beste Erinnerungen an die gastliche Aufnahme mit. Martha arbeitet gern. Eine bewundernswerte Frau und ganz schön mutig.
Während Martha ihre Möglichkeiten zu geben nutzt, gebraucht ihre Schwester Maria die Möglichkeit zu nehmen. Sie nimmt sich Zeit zum Hören. Ganz schön mutig, die Maria. Wusste sie doch, dass es nur in besonderen Ausnahmen einer Frau zustand, in der Geschichte Gottes mit seinem Volk unterrichtet zu werden.
Aber Maria setzt sich über diese Regeln hinweg. Sie setzt sich zu Jesu Füßen und nimmt die Haltung einer Jüngerin an. Was sie empfängt? Worte. Worte, an die sie sich halten kann. Worte, die ihr helfen, Gott zu verstehen.
Wem gehören unsere Sympathien? Der rastlosen fleißigen, tüchtigen Martha, die sich um alles kümmert und darum niemals zur Ruhe kommt? Oder der zurückhaltenden, nachdenklichen Maria?
Kritische Anmerkungen fallen einem zu beiden Frauen ein.
Aber: Es geht in der Geschichte nicht um zwei miteinander konkurrierende Typen, die man je nach Sichtweise gegeneinander ausspielen könnte.
Es geht auch nicht um ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Besinnung. Die Schwestern müssen sich vielmehr die Frage gefallen lassen, worauf es in der konkreten Situation ankommt. Was ist gerade jetzt wichtiger?
Wie verhält sich Jesus? Er sagt zu Martha: „Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil gewählt.“
Wenn Jesus zu Gast ist, geht es zuerst um das Empfangen. In der Begegnung mit ihm stellt sich heraus, dass der Mensch nicht von dem lebt, was er tut, sondern von dem, was er von Gott empfängt.
Die Geschichte hält uns einen Spiegel vor. Auch wir sollen das eine, was notwendig ist, begreifen. Das hängt mit dem Augenblick zusammen. Gespräche sind oft wichtiger als essen. Aber einen Hungrigen darf ich nicht mit Worten abspeisen.
Nur wer empfängt, kann geben. Aber wer anderen das Empfangene vorenthält, macht sich schuldig.
Einmal ehren wir Gott, indem wir sein Wort annehmen.
Einmal ehren wir Gott, indem wir uns für seine Sache einsetzen.
In beidem aber, im Nehmen und Geben, in dem, was wir heute tun oder lassen, sind wir allein an ihn gewiesen.
 

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