Die Genderdebatte hat es geschafft, Einzug in jegliche Wissenschaft zu feiern. Von der Sozial- über die Sport- bis hin zur Sprachwissenschaft sind Akademikerinnen und Akademiker damit beschäftigt, Diskriminierung aufzudecken und Maßnahmen zu finden, wie man und frau diese beseitigen können. Seither sind viele positive Veränderungen eingetreten, aber auch viel Prinzipienreiterei.
Martina Kessler von der Akademie der christlichen Führungskräfte (AcF) hat mit einer Studie Neuland betreten: Sie hat sich mit der speziellen Situation von Singlefrauen in Leitungspositionen in christlichen Organisationen beschäftigt.
Wer suchet, der findet
Die psychologische Beraterin hat dazu eine Umfrage unter fünf Frauen durchgeführt. Für eine qualitative Untersuchung ist diese kleine Zahl ausreichend – allerdings spricht sie in diesem Fall auch für sich: Christliche Singlefrauen, die eine Stelle mit Leitungsverantwortung in einem christlichen Unternehmen haben, findet man kaum.
Wie wirkt sich nun der Beziehungsstatus dieser Frauen auf ihren Arbeitsplatz aus? Nur wenige Frauen berichten davon, dass sie keinerlei Auswirkungen bemerken. Vielen bringt das Single-Dasein zunächst Pluspunkte. Dass eine verheiratete Frau mit Kindern Karriere machen möchte, ist eher unüblich. Aber eine ledige Frau muss sich selbst versorgen und arbeitet in der Regel Vollzeit.
Nach Einschätzungen der Befragten muss die Singlefrau aber mehr Leistung bringen als die männlichen Kollegen, um eine leitende Position zu erlangen. Männer zu befördern scheint für die Unternehmen naheliegender; weibliches Personal muss stärker auf sich aufmerksam machen. Schließlich sind sie „nur“ Frauen – so hat es eine Interviewte beschrieben.
„Glaub ja nicht, dass dich jetzt noch jemand heiratet“
Möchte eine ledige Frau allerdings noch Familie gründen, kann das durchaus schwierig werden. Eine Betroffene erzählt, dass ein Mann im Anschluss an ihre Beförderung sagte: „Glaub ja nicht, dass dich jetzt noch jemand heiratet.“ Ein solcher Satz kann für eine Frau sehr verletzend sein, insbesondere wenn sich die Angesprochene nach einer eigenen Familie sehnt. Gerade der Kinderwunsch ist ein Thema, um das sich die Gedanken von Singlefrauen häufig drehen. Kinder ohne Heirat – das kommt für die Betroffenen nicht in Frage. Ein passender Mann müsste her. Das wird aber fast unmöglich, denn die Frauen werden nach eigener Angabe zu einem „roten Tuch“.
Männliche Angestellte signalisieren diesen Singlefrauen selten mehr als berufliches Interesse. Die Interviewten fänden es auch abstoßend, wenn ein Mann ihnen aufgrund ihrer Führungsposition Avancen machen würde. Dass erfolgreiche Singlefrauen umgekehrt mehr Interesse an dem anderen Geschlecht zeigen, trifft auch nicht zu.
Allerdings berichten mehrere Interviewte davon, dass sie nach Rückschlägen im Arbeitsalltag häufiger die Nähe eines Mannes suchen. Trotz des Erfolgs suchen sie nach Anerkennung und Wertschätzung – manchmal auch bei Männern. Dies kann von den männlichen Arbeitskollegen allerdings auch missverstanden werden.
Das rät die Expertin
Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl ist die Einschätzung, ob es sich um repräsentative Aussagen handelt, schwierig. Eindeutig ist allerdings, dass christliche Organisationen immer noch stark patriarchal aufgebaut sind. Als Grund hierfür nennt Martina Kessler den Sündenfall. Die hierarchische Struktur zwischen Mann und Frau ist eine Folge dieser Übertretung gewesen (1. Mose 3, 16).
Nach Kessler möchte Jesus dieser Hierarchie allerdings ein Ende setzen. Bei ihm spielen äußerliche Zugehörigkeiten wie Nationalität oder Geschlecht keine Rolle mehr (Galater 3, 28). Deswegen macht die christliche Beraterin anderen Frauen Mut, ihre Begabungen zu entdecken – auch in Leitungspositionen.
Ihr Kommentar
Kommentare (6)
Der Chef hat gesagt :"Wer der Erste sein will, der soll sich allen anderen unterordnen und ihnen dienen."
Eine Akademie der christlichen Führungskräfte, Karrierestreben, etc. ist nicht vereinbar mit … mehrdem, was Jesus von uns will.
Ich meine, so schwer zu verstehen ist das doch nun wirklich nicht? Oder ?
Christliche Führungskraft wird man, wenn man den Schwachen hilft, sich selbst hinten anstellt.
Liebe Grüße
Karriere und Unternehmertum sind zwei völlig unterschiedliche Dinge, die absolut gar nichts miteinander zu tun haben. Egal, wie erfolgreich sie auch sein mögen, weder der Freiberufler, noch der … mehrselbständige Handwerksmeister, noch der Vorstand eines Familienbetriebs machen Karriere. Karriere macht man in Behörden oder Quasi-Behörden wie Konzernen. Oder die kriminelle Variante - in der Politik. Hier wird man nicht von Arbeit an der Karriere gehindert und der Politisch-mediale Komplex sorgt für die notwendige Publicity. Und für die Verdrehung, solche Pseudo-Tätigkeiten wären Arbeit. Hier sollte man den Einflüsterungen des Zeitgeistet nicht erliegen, die Realität ist eine andere. Es spricht eher für die Frauen, dass sie - allen Versuchen der Gesellschaftsklempner zum Trotz - in der Mehrheit gegen die politischen Wunschvorstellungen entscheiden. In Schweden übrigens, gerne von den staatlichen Volksbeglückern als Musterbeispiel bejubelt, nennen die Frauen, die eigens dafür geschaffenen Pseudotätigkeiten "die kleine Hölle".
Schön, dass sich der ERF an dieses Thematraut. Allerdings schade, dass es hier nur um Singlefrauen in Führungspersonen geht. Als junge verheiratete Frau mit zukünftigem Kinderwunsch, hätte mich viel … mehrmehr interessiert: Warum wird in christlichen Kreisen so selbstverständlich davon ausgegangen, dass Mütter keinen Wunsch nach beruflicher Verantwortung und Weiterentwicklung haben? Bei Vätern wäre diese Annahme doch absurd! Natürlich hat eine Mutter durch Schwangerschaft und Stillzeit andere Veraussetzungen als ein Vater. Aber was kommt für Frauen danach? Leider kenne ich viel zu viele hochqualifizierte, leitungsbegabte Mütter, denen nach jahrelangem Studium gespiegelt wird: Für Leitungsaufgaben sind sie nun nicht mehr geeignet. Manche können ihren Beruf auch gar mehr nicht ausüben - oder wollen es nicht, weil Teilzeit und Verantwortung sich für viele Chefs ausschließen. Und nur langeweiligen Krimskrams machen? Dann doch lieber gar nicht! Oder sie haben Angst, als "karrieregeile Rabenmütter" zu gelten. Denn in den Augen vieler ist eine Mutter mit beruflichem Ehrgeiz genau das. Leider auch in christlichen Unternehmen. Vielleicht da sogar besonders.
Ich denke nicht, dass "repräsentativ" hier das Maß aller Dinge sein kann. Es geht vielmehr darum, was fünf befragte Frauen erlebt haben. Auch nicht alle Singlefrauen mit Karriere wollen unbedingt … mehrnoch heiraten oder dazu sogar Kinder haben. Die Situationen und Wünsche sind vielfältig. Wichtig ist, dass Frauen Mut gemacht wird, ihre Gaben zu nutzen. Nicht jede Frau ist der Doppelbelastung Karriere/Familie gewachsen, das heißt aber nicht, dass dies auf jede zutrifft. Ich entnehme dem Artikel, dass es einfach an der Zeit ist, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen - Quote hin oder her
Martina Kessler hat sich in ihrer Arbeit an die wissenschaftlichen Vorgaben gehalten. Es handelt sich in diesem Fall um eine Masterarbeit, für die im Rahmen einer qualitativen Studie wirklich nur … mehrfünf Teilnehmer erforderlich sind.
Die Frage danach zu stellen, inwieweit die Ergebnisse repräsentativ sind, finden wir legitim und haben es darum auch getan. Das bedeutet im Rückschluss allerdings nicht, dass Kesslers Arbeit den wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügt.
[-Zitat:-] Die psychologische Beraterin hat dazu eine Umfrage unter fünf Frauen durchgeführt. Für eine qualitative Untersuchung ist diese kleine Zahl ausreichend ... Aufgrund der geringen … mehrTeilnehmerzahl ist die Einschätzung, ob es sich um repräsentative Aussagen handelt, schwierig. [-Zitat Ende-]
Diese kleine Zahl ist ausreichend für was nochmal bitte? Soll das ein Scherz sein? Fünf Personen zu befragen, hat mit jeglichem wissenschaftlichen Anspruch überhaupt nichts zu tun!
Es ist völlig in Ordnung, dieses Thema anzusprechen. Aber bitte, wenn es keine halbwegs ordentliche Grundlage für wissenschaftliche Ansprüche gibt, dann vermeiden sie es auch, dies als wissenschaftlich untermauert darzustellen.