Ich war für ein paar Tage zu meinen Eltern nach Hause gefahren. Zehn Jahre lang hatte mein Vater gegen den Krebs gekämpft, und ich wusste nicht, ob er zum Vater im Himmel gehen würde, wenn es soweit wäre. Auf der Fahrt an den Rhein betete ich: „Vater, ich möchte über dich reden und mit dir reden. Nicht allein. Zusammen mit meinem Vater – das Vaterunser, denn ich weiß, dass er das kennt. Ich möchte sicher sein, dass er zu dir geht, bevor es zu spät ist.“ So oder so ähnlich betete ich hinter dem Lenkrad 170 Kilometer lang.
Gott erhörte mein Gebet. Vier Tage lang sprach ich mit ihm über meinen Glauben an einen guten Gott. Vier Tage lang half ich ihm aus dem Bett, beim Anziehen, Zähneputzen und Rasieren. Vier Tage lang - und Gott war dabei.
Wenn Gott die Zeit still stehen lässt
Am letzten Tag meines Besuches saßen wir zusammen im Wohnzimmer – er in seinem Rollstuhl und ich vor ihm im Sessel. Auf einmal war der Raum ganz klein, die Welt um uns herum vergessen. Die alte Uhr an der Wand hatte schon vor Tagen aufgehört zu ticken. Es war, als hätte Gott in diesem Moment die Zeit angehalten. Oder hatte er uns einen Blick in die Ewigkeit geschenkt?
Gemeinsam beteten wir das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat: Das Vaterunser. Wir spürten beide, dass der Vater im Himmel, Gott, bei uns war und mein Vater bei ihm sein würde. Ich hätte jubeln können. Dieses Gebetserlebnis wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es ist definitiv einer der prägendsten Momente in meinem Leben gewesen. Gott selbst hat mich dadurch so viel über das Gebet gelehrt.
„Mein Leben gelingt besser“
Ohne Gebet geht alles – irgendwie. Mit Gebet geht alles – genau richtig. Es geht nicht darum, dass Sie etwas nicht alleine können, es geht darum, dass Sie an Gott nicht vorbeihandeln. Nicht vorbei an seinem Willen für Ihr Leben. Überheblichkeit, die keine Schwäche zeigt, ist unangebracht. Wer bin ich denn, dass ich es mir erlauben könnte, Gott gegenüber überheblich zu sein? Und wer bin ich, dass ich die Hilfe und den Plan eines genialen Schöpfers für mein Leben ablehne?
Es braucht mir nicht unangenehm oder peinlich zu sein zu beten. Im Gegenteil: Die vermeintliche Schwäche, die hier von vielen gesehen wird, entpuppt sich schlussendlich als größte Stärke. Gott hat tatsächlich nichts Besseres zu tun, als sich mit meinen Gedanken, Sorgen, Fragen und Gebeten auseinanderzusetzen. Ist das nicht wunderbar? Eine Tatsache ist: Mein Leben gelingt besser, wenn ich mit Gott lebe.
Oft wird das Gebet als Rettung in letzter Not gesehen. Wie wäre es, den Spieß umzudrehen und Gebet als erste Hilfe anzusehen? Ich glaube, Gebet wird oft unterschätzt und das aus einem ganz einfachen Grund: Weil es anders funktioniert! Es geht um eine geistliche Dimension. Unser Gebet geht eben nicht nur bis zur Decke, sondern es dringt an Gottes Ohr. Es ist nicht dumm zu beten, es geht über unseren Verstand hinaus.
Neugierig auf weitere Gebets-Sendungen von ERF Pop? Jeden Mittwoch von 20 bis 22 Uhr - hier im Livestream.
„Lesen Sie hier, welche Erfahrungen mit Gebet weitere Mitarbeiter von ERF Medien machen.
„Beten ist Atmen“ von ERF Pop Mitarbeiter Simon Kümmling
Im Radio für andere Leute beten von ERF Plus Redakteurin Ingrid Heinzelmaier
„Die Chance der Verpflichtung“ von Redaktionsleiter Joachim Bär
„Bin ich schizophren“ von ERF Pop Mitarbeiter Stefan Petersen
„Das erste Mal“ von ERF Medien Volontärin Anna Maria Spieß
„Gebets-Tipps: Top oder Flop?“ von Bettina Schwehn
„Beten im ERF“ von Vorstandsvorsitzenden Jörg Dechert
Sie haben Interesse an mehr Beiträgen zum Thema „Gebet“? Mehr Beiträge zum Schwerpunktthema haben wir auf unserer Gebets-Sonderseite zusammengestellt. Dort finden Sie allgemeine Infos zum Thema „Gebet“, Gebetstipps, Gebetserfahrungen unserer Mitarbeiter und Berichte von Gebetsaktionen bei ERF Medien und darüber hinaus.
Ihr Kommentar
Kommentare (6)
Hallo Ulrich,vielen Dank für Deinen Zuspruch.Mir wäre das auch fast alles etwas zu rosarot wenn ich immer eine Antwort bekäme.Gott ist ja nicht Hollywood und auch kein Automat mit Input und … mehrOutput.vielleicht hat das auch einen Sinn nicht auf alles eine Antwort zu bekommen.dann bin ich gezwungen mir Gedanken zu machen wie jesus vielleicht antworten würde und komme aus der passiven Haltung heraus .ja Gefühle sind trügerisch das habe ich auch schon oft erfahren,es kann gefährlich werden zu sehr auf seine Gefühle zu vertrauen in der irrigen Annahme es käme von Gott.der Teufel ist in dem Bereich sehr manipulativ unterwegs.
Die wichtigste Erfahrung der letzten Jahre war dass ich vieles kritisch hinterfrage auch anhand der Bibel ,und gerade nicht blind vertraue,nur so kann man sich vor Irrwegen schützen
Ein schöner Artikel, vielen Dank!
Hallo Maria, nicht aufgeben, auch wenn Du von Gott oft nicht viel spürst. Gebet hat meiner Meinung nach auch viel mit Erfahrung zu tun. Das stellt sich nicht so … mehrgleich ein, da braucht man auch etwas Übung. Ein Gebetstagebuch hilft da auch weiter - unsere Gefühle können oft trügerisch sein.
Ich kann aus tiefer Überzeugung und eigener Erfahrung sagen: Gott antwortet immer (!) auf ein Gebet. Die Frage ist nur, ob ich mich traue, die Antwort anzuhören und - das gehört dazu - zuzulassen, … mehrdass es nicht unbedingt die Antwort oder die Lösung ist, die ich erwartet habe. Dafür braucht es ein echtes Vertrauen zu Gott, dass er weiß, welchen Plan er für mein Leben - oder das Leben der Menschen hat, für die ich bete - und dass dieser Plan richtig ist. Lady Gaga hat mal in einem ihrer Songs gesungen: God makes no mistakes. Das Beten hilft dabei zu erkennen, was Gottes Antwort ist. Und - er gibt die Antwort manchmal auch erst dann, wenn wir wirklich bereit sind - sie zu hören.
Manchmal bin ich echt baff wie Gott im Leben von anderen wirkt.ich warte in aller Regel auf die letzte Rettung UND die erste Hilfe....in aller Regel höre,sehe und merke nicht viel von Gott.wie machen andere das bloß .? Dieser intensive Kontakt mit Gott .?
Mir ein Rätsel.
Welches Geschenk, Lebenshilfe, Halt und Hoffnung im Leben, ganz persönlich.
Dabei sind auch Durststrecken zu überwinden, wenn scheinbar dringende Bitten vom VATER nicht (gleich) erhört werden, … mehrobwohl ich im Namen JESU und voller brennnender Hoffnung bitte und warte.
Da braucht es auch Trost. Der HERR erhört leider /zum Glück oft anders. Aber nur, weil ER einen besseren Plan für mich und die Nächsten hat. Auch wenn es mir nicht gleich paßt...
Um dran zu bleiben, ist Gemeinschaft mit anderen Betern sehr empfehlenswert. Sonst hätte ich manchmal länger abgehängt.
Danke fuer die wunderbare Auslegung.
Die Erfahrung mit dem Gebet mache ich taeglich.