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© Neukirchener Verlagsgesellschaft

24.08.2012 / Buchvorstellung / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Bettina Schwehn

8 Verse für ein Halleluja

Kann Gottes Wort tatsächlich etwas bewirken? Der Roman „8 Verse für ein Halleluja“ beschäftigt sich mit dieser Frage.

Frieda Matzke ist eine der 65 Gottesdienstbesucher einer fiktiven Dorfkirche, um deren Mitglieder sich dieser Roman dreht. Ohne Frau Matzke würde in der Kirchengemeinde gar nichts laufen – denkt sie. Man bedenke nur, was passieren würde, wenn die Tischdecken in der Gemeinde nicht die richtige Farbe hätten oder eine dünne Staubschicht auf dem Altar läge. Frieda Matzke ist mal zustimmend, beleidigend, süßlich, herrisch, vorlaut, selbstgerecht, je nach Situation. Vor allen Dingen ist sie jedoch unbelehrbar – selbst nachdem auch sie einen Briefumschlag mit Bibelvers darinnen erhalten hat.

Nach der Predigt von Pastor Braun zu Jesaja 55,11 und darüber, dass Gottes Wort Veränderung bringt und wirkt, hatte es begonnen: Nach und nach erhalten einige Kirchenmitglieder anonym Bibelverse zugesteckt. Die sind im Fall von Pastor Braun mal ermutigend, im Fall von Kirchenvorsteher Brammer erschütternd. In jedem Fall aber sprechen sie immer ins Herz des Empfängers hinein. Der stets auf Einhaltung der Regeln bedachte Brammer erhält beispielsweise den Vers aus Lukas 16,15: „Und Jesus sprach zu den Pharisäern: Ihr seid’s, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott.“

Auch das Leben anderer Dorfbewohner wird durch die Bibelverse verändert. So finden Liebende zueinander und die Küsterin Frau Stark findet den Mut, sich nicht mehr von Frau Matzke unterdrücken zu lassen, sondern ihren eigenen Weg zu gehen.

Was macht das Buch mit mir? – Die Frau Matzke in mir

Über das Verhalten von Frau Matzke konnte ich oft nur den Kopf schütteln, die Augen verdrehen oder mich aufregen. Aber halt: Handele ich damit nicht genauso – über andere urteilen, ohne zu wissen, wie es in ihrem Inneren aussieht? Ich frage mich: Ist da nicht auch ein Teil von Frau Matzke in mir?

Diese Erkenntnis ist einerseits erschreckend, andererseits rüttelt sie mich auf. Vielleicht sollte ich öfter einmal einen ehrlichen Blick auf mich selbst werfen und meine blinden Flecken entdecken. Und mich dann von Gott verändern lassen und barmherzig mir gegenüber sein, wenn diese Macken doch wieder zu oft zum Vorschein kommen.

Mir gefällt, dass dieser Roman mit viel Humor aufdeckt, welchen Vorurteilen und falschen Handlungsweisen wir innerhalb von Gemeinden erlegen sind und wie menschlich Christen doch sind. Frau Matzke denkt beispielsweise, dass die Frau von Pastor Braun ihren Aufgaben nicht gut genug nachkommt. Hat eine Pastorenfrau nicht die Aufgabe, die Gardinen regelmäßig zu waschen und für die Familie einzukaufen?

Aber sind diese Vorstellungen davon, was normal ist und wie sich Menschen in gewissen Positionen zu verhalten haben, auch gerechtfertigt? Der Autor zeichnet jedenfalls ein Bild von einer Pastorenfamilie, die nicht typisch fromm und glatt ist: Der Familienvater sammelt Kotztüten von Fluggesellschaften und seine Frau schreibt unter Decknamen Liebes- und Horrorromane. Der neue Freund der Tochter trägt lange Haare, Piercings und kleidet sich ganz in schwarz. Dieses Bild zeigt mir: So anstrengend unsere Ecken und Kanten für andere sein können, so liebenswert können sie uns wiederum auch machen.

Wenn Menschen durch Gott sprechen

Gott redet unter anderem durch Menschen. Aber was passiert, wenn Menschen durch Gott sprechen wollen, indem sie beispielsweise Bibelverse missbrauchen? Im Roman ist dies tatsächlich der Fall. Die anonymen Briefe tauchten nämlich nicht einfach so aus dem Nichts auf oder durch ein Wunder Gottes – sie wurden von einem weiteren Kirchenmitglied geschrieben und zu passenden Zeitpunkten an ausgewählte Dorfbewohner verteilt.

Oft haben die Bibelverse Positives bewirkt, manches Mal aber auch verletzt. Ist es also richtig, Bibelverse aus dem Zusammenhang zu reißen und anderen zuzusprechen? Am Ende des Buches findet ein Gespräch zwischen Pastor Braun und dem anonymen Briefeschreiber statt, welches jedoch keine klare Antwort gibt. Zwar besteht der Pastor darauf, dass Schluss mit den Briefen ist, verurteilt das Verhalten des Briefeschreibers aber nicht, da sich schließlich einiges zum Positiven gewendet und Gottes Wort tatsächlich gewirkt hat. Sofern es eine pauschale Antwort überhaupt gibt, regt die Geschichte zum Selberdenken an: Wie gehe ich selbst mit schwierigen Charakteren wie Frau Matzke um? Werfe ich ihnen nur „passende“ Bibelverse um die Ohren oder weise ich sie liebevoll auf ihre Fehler hin?

Fazit

„8 Verse für ein Halleluja“ ist ein kurzweiliger und humorvoller Roman, der sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken bringt und zu mehr Toleranz, Nächstenliebe und respektvollem Umgang aufruft – gerade unter Christen.

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Dörtchen /

Schreckliches Buch! Klischeüberfrachtet. Die Geschichte ist arg plump konstruiert. Hauptsache die Hauptfiguren haben irgendwie komische Hobbys und Vorlieben. Der Organist mag Heavy Metal und der mehr

ERF - Fan /

Irgendwann schreibe ich auch mal einen dilletantischen Roman, vielleicht über den pharisäerhaften Pastor Dr. Schwantke, der mit der begüterten Unternehmerfamilie Grünbeck eine Gemeinde beherrscht mehr

Ursprung Theresia /

Gefällt mir gut. Hat mich auch etwas ganz wichtiges erkennen lassen:)Dankeschön@->-

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