Zugegeben, dieses Buch hätten wir schon früher vorstellen sollen. Schließlich ist es schon im September 2010 erschienen, die englische Originalversion (The Reason for God) gar im Februar 2008. Da es aber wirklich lesenswert ist, lohnt eine kurze Vorstellung auch jetzt.
„Warum Gott“ von Pastor Timothy Keller ist nicht das erste Buch, das versucht, aus christlicher Perspektive Antworten auf die Anfragen der Gegenwart zu geben. Es ist aber sicher eines der besten der letzten Jahre. Kellers Grundthese: Vernunft und Glaube schließen sich nicht aus - denn nimmt man alle Hinweise auf Gott zusammen, ist es vernünftiger zu glauben, als es nicht zu tun.
Warum Gott? Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit? |
Unglaube ist auch ein Glaube
Die Aufteilung des Buches ist schnell beschrieben: In einem ersten Teil, „Der Sprung in den Zweifel“, widmet sich Keller den sieben häufigsten Anfragen an den christlichen Glauben. Dazu gehört der Gedanke „Es kann nicht nur eine wahre Religion geben“ oder die These „Die Wissenschaft hat das Christentum doch längst widerlegt“. Keller manövriert den Leser durch diese Untiefen des Zweifels und macht völlig unaufgeregt klar: Der Unglaube beruht an vielen Stellen auf Grundannahmen, die sich nicht beweisen lassen – und hat somit selbst den Charakter eines Glaubens.
Diesen sieben Anfragen an den christlichen Glauben stellt Keller in einem zweiten Teil sieben Gründe gegenüber, warum es aus seiner Sicht Sinn macht zu glauben. Er behandelt die Frage nach der Herkunft von Moral und weitere Fingerzeige auf Gott und lädt in einer Art Epilog den Leser zum christlichen Glauben ein.
Eine überzeugende Balance
Das gesamte Buch ist das Werk eines Autors, der in Theologie, Philosophie und Geschichte sehr bewandert ist. Trotzdem schreibt Keller so, dass es jeder versteht. Man spürt, dass er nicht aus der Theorie heraus schreibt, sondern aus der Praxis seiner über 20-jährigen Berufserfahrung als Pastor in Manhattan.
Keller gelingt auf diesem Weg eine überzeugende Balance: Auf der einen Seite passt er den Glauben keineswegs an den Zeitgeist an, um ihn möglichst „vernünftig“ oder „glaubhaft“ zu machen. Der christliche Glaube behält seine Ecken und Kanten. Auf der anderen Seite verteidigt Keller das Christentum auch nicht verbissen. Sehr den Menschen zugewandt, allen voran den zweifelnden, schreibt Keller von den Schwächen und Fehlern von Christen und macht klar, dass er den Dialog sucht und nicht die Konfrontation. Das macht das Buch sowohl für Skeptiker als auch Christen gleichermaßen geeignet. Unbedingt lesen!
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Ich habe das Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen. Nach einigen Seiten, die ich gelesen habe, legte ich es wieder weg. Ich kann es einfach nicht weiter lesen, zähle nicht zu den Zweiflern, sondern … mehrliebe Jesus von ganzem Herzen, und das genügt mir. Wie könnte ich an Gott oder Jesus zweifeln, denn ich spüre ihn in meinem Leben und bin mir ganz sicher, dass er mich liebt.
"Der Unglaube beruht an vielen Stellen auf Grundannahmen, die sich nicht beweisen lassen – und hat somit selbst den Charakter eines Glaubens." Das ist doch matt. Die Beweislast liegt bei dem, der … mehretwas behauptet. Man kann auch nicht widerlegen, dass irgendwo im Weltall ein homosexuelles Spagetthimonster gibt lebt, dennoch würde mir jeder den Vogel zeigen, wenn ich erzähle, dass ich daran glaube.
Joachim Bär kann ich nur zustimmen. Habs gelesen. Sehr logische, überzeugende und ausgewogene Argumentation. Stärkt den eigenen Glauben und Argumentatiosfähigkeit. Also unbedingt kaufen, lesen und in Gesprächen mit Skeptikern gelassen und fröhlich verwenden und auch verschenken.