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© Mateus Campos Felipe / unsplash.com

08.04.2010 / Themenwoche Single sein / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Online Redaktion

Am Ende hat es doch geklappt

Wer einen Partner übers Internet sucht, muss mit einigen Fehlschlägen rechnen. Trotzdem lohnt die virtuelle Suche. Ein Erfahrungsbericht.

Winter 2007. Zusammen mit anderen Singles sitze ich im Wohnzimmer eines guten Freundes. Wir unterhalten uns darüber, wie man nette Männer und Frauen kennen lernen kann. Halb spaßhaft, halb ernst sage ich: „Wenn ich mit 32 Jahren noch keinen Mann gefunden habe, suche ich im Internet.“ „Das funktioniert doch nicht“, meint einer skeptisch. Ich habe den Eindruck, er spricht aus Erfahrung…

Das Gespräch lässt mir keine Ruhe. Ob die Partnersuche übers Internet allen Vorurteilen zum Trotz nicht doch einen Versuch wert ist? Da ich nicht die geduldigste bin, entschließe ich mich, nicht bis zu meinem 32.Lebensjahr zu warten, um das herauszufinden. Ermutigt durch die Erfahrung einer Verwandten, melde ich mich bereits zwei Monate später bei einer christlichen Singlebörse an. Was dann beginnt, ist eine kleine, verrückte, traurig-schöne Odyssee. Darf ich Sie ein wenig mit hinein nehmen?

Kandidat Nummer Eins mag mein Aussehen nicht

Schon nach einigen Tagen ergibt sich ein netter Kontakt mit einem Studenten. Wir schreiben uns häufig und er will mich näher kennenzulernen. Ich schwebe im siebten Himmel. Sollte Gott so schnell meine Gebete erhört haben, auf diesem Weg einen Partner zu finden? Dann der Absturz. Nachdem ich ihm Fotos von mir geschickt habe, höre ich zwei Wochen nichts mehr von ihm.

Ich ringe mit mir, ob ich nachfragen soll, was los ist. Als ich es tue, schreibt er entschuldigend, dass er es sich nicht mehr vorstellen kann, sich aufgrund meines Aussehens in mich zu verlieben. Schluck. Das ist kein Balsam für meine Frauenseele und ich frage mich, ob Männer wirklich so sehr nach dem Äußeren gehen.

Kandidat Nummer Zwei weiß nicht recht, was er will

Nachdem ich mit vielen Taschentüchern und Tränen einigermaßen über Kandidat Nummer Eins hinweg bin – Ostern 2007 habe ich aus diesem Grund nicht in bester Erinnerung – frage ich mich, ob ich mir das noch einmal antun will. Kandidat Nummer Zwei nimmt mir die Entscheidung ab. Da Ablenkung gut tut und weil sich die ersten Mails nett anhören, lasse ich mich darauf ein. Da ich gerade im Ausland bin, können wir uns vorerst nur schreiben und telefonieren. Das tun wir seiten- und stundenlang. Ja, das fühlt sich nicht schlecht an. Wir sind beide Romantiker, theologisch interessiert und lesen gerne.

Nach einiger Zeit höre ich nicht mehr ganz so häufig von ihm. Da er sich in einer beruflichen Umbruchphase befindet, messe ich dem ganzen nicht zu viel Bedeutung bei. Ich tröste mich damit, dass das besser wird, wenn ich zurück in Deutschland bin. Wird es aber nicht. Wieder frage ich nach einiger Zeit nach, was los ist. Auch er entschuldigt sich, meint aber die Entfernung zwischen unseren Wohnorten sei doch ein bisschen zu groß. Erschwerend käme auch hinzu, dass wir beide nicht wüssten, wie es mit unseren Arbeitsstellen weitergeht.

Das letzte Argument kann ich nachvollziehen. Das erste hat den Beigeschmack einer Ausrede. Wie dem auch sei – ich hätte mir gewünscht, dass er sich früher über solche Dinge Gedanken macht. Dieses Mal ist es übrigens das Weihnachtsfest, das ziemlich traurig ausfällt.

Kandidat Nummer Drei will es bei einer Freundschaft belassen

Einige Monate später denke ich mir: Versuch es doch noch mal. Schließlich bist Du um ein paar Erfahrungen reicher und gehst schon gelassener an die Sache ran. Wieder ergibt sich bald ein Kontakt. Wir schreiben, telefonieren, besuchen uns. Doch statt eines Happy Ends gibt‘s 2008 erneut ein tristes Weihnachtsfest. Kandidat Drei möchte es lieber bei einer rein freundschaftlichen Beziehung belassen. Auch gut. Nur verstehe ich langsam die Männer-Welt nicht mehr und stelle mich selbst in Frage: Mache ich irgendetwas falsch? Bin ich nicht hübsch genug? Zu aufdringlich oder zu zurückhaltend?

Auch mein Glaube gerät ins Wanken: Gott, warum lässt Du das zu? Entspricht meine Suche nicht Deinem Willen und Du kannst es mir nur auf die harte Tour mitteilen? Warum gerate immer ich an solche Männer, die erst volle Kanne einsteigen und sich dann tröpfchenweise verabschieden?

Wende Dein Gesicht der Sonne zu, …

Emotional völlig am Ende, komme ich zum ersten Mal in meinem Leben an den Punkt, an dem ich den Wunsch nach einem Partner an Gott abgeben kann. Ich habe einfach keine Kraft mehr, um noch irgendetwas zu machen. Das tut weh und ist nicht das, was ich mir gewünscht habe. Und so bitte ich Gott, dass er mir hilft, als glücklicher Single leben zu lernen. Wenn ich diesen Weg schon gehe, dann will ich wenigstens nicht mehr ständig das Gefühl haben, dass ein Schatten auf meinem Leben liegt.

... dann fallen die Schatten hinter Dich.

Tatsächlich verändert Gott mich. Zuvor habe ich jeden Single darüber definiert, dass er solo ist. Und damit nach meinem Verständnis unter Garantie auch frustriert – schließlich fehlt dieser Person ja die bessere Hälfte zum perfekten Lebensglück. Jetzt merke ich, dass viele dieser Frauen und Männer trotz ihrer Partnerlosigkeit mit ihrem Leben größtenteils zufrieden sind. Sie lieben ihren Beruf, haben einen Freundeskreis und einen guten Sinn für Humor. Manche von ihnen strahlen förmlich. Ich fange an, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das Leben als Single vielleicht doch schön und erfüllend sein kann.

Was jetzt kommt, klingt abgedroschen und doch habe ich es so erlebt: Ich bin gerade dabei, mein Profil bei der Internet-Singlebörse vorübergehend auf Eis zu legen. Da schreibt mich ein Mann an. Aus meiner Stadt. Letzteres gibt den Ausschlag, dass ich nicht von vorne herein absage. Ich habe schließlich nichts zu verlieren. Während wir uns kennenlernen, habe ich den Eindruck, dass dieses Mal alles gut werden wird. Nicht, weil alles reibungslos läuft. Aber irgendwie habe ich eine innere Gelassenheit, die von Gott zu kommen scheint.

Partnersuche über das Internet funktioniert!

Winter 2010. Ich bin inzwischen 30 Jahre alt und seit einiger Zeit verlobt. Mit dem Mann, den ich über die Internet-Singlebörse kennengelernt habe. Die Odyssee hat nach drei Jahren doch noch ein gutes Ende genommen. Mein Dank geht an dieser Stelle auch an meine Eltern, meine beste Freundin und einige andere Frauen, die mich auf dieser Irrfahrt nicht alleine gelassen haben. Und das, obwohl sie die Partnersuche übers Internet teilweise nicht gut geheißen haben.

Wenn mich jemand fragen würde, ob ich diese Art der Partnersuche empfehlen kann, würde meine Antwort lauten: Ja. Allerdings ist es ein Ja, aber…

Ja, weil ich dort mit mehr Menschen in Kontakt kommen kann, als es mir mein normales Umfeld ermöglicht. Ja, weil es eine Möglichkeit ist, aktiv auf die Suche nach einem Partner zu gehen, statt nur darauf zu warten, dass er irgendwann vom Himmel fällt. Ja, weil Diskos, Singlefreizeiten und Aktivitäten in großen Gruppen nicht jedermanns Sache sind. Und ja, weil wir in einer Gesellschaft leben, die sich extrem verändert hat, was das soziale Leben angeht. Das Internet gehört zu dieser Veränderung dazu – warum sollte man es dann nicht nutzen, um einen Partner zu finden?

Risiken und Nebenwirkungen

Die Abers betreffen die eigenen Erwartungen und die Kommunikation.

Wie im richtigen Leben muss auch ein erster positiver Kontakt übers Internet nicht gleich bedeuten, dass man einen Volltreffer gelandet hat. Vor allem Frauen scheinen viel zu schnell Luftschlösser zu bauen und sich alles in den schönsten Farben auszumalen. „Tranquilo“, würden die Spanier hier sagen – „immer mit der Ruhe“. Denn es kann sein, dass man sich zwei, drei Mal trifft und dann doch merkt, dass es nicht passt.

Auch wenn man vorher supertoll miteinander telefoniert hat. Wer versucht, realistisch an die Sache heranzugehen, kommt vermutlich besser damit klar, wenn es nichts wird. Und er kann sich auch eher auf weitere Kontakte einlassen.

Was die Kommunikation angeht, möchte ich vor allen den Männern ans Herz legen, lieber langsam einzusteigen. Und vor allem freundlich, aber ehrlich zu signalisieren, wenn man kein Interesse mehr hat. Für eine Frau ist es verwirrend, wenn sie zuerst Komplimente bekommt und dann auf einmal Funkstille herrscht. Für Männer und Frauen finde ich es gleichermaßen wichtig, höflich zu bleiben und es zu akzeptieren, wenn der andere keinen Kontakt aufnehmen möchte.

Hier zu drängen, nach dem Motto „Du kennst mich doch gar nicht, wie kannst Du da schon wissen, dass wir nicht zusammenpassen“, ist fehl am Platz. Umgekehrt sollte man sich nicht aus einem schlechten Gewissen heraus auf einen Kontakt einlassen, von dem man nicht wirklich überzeugt ist.

Findet man so zukünftig seinen Lebenspartner?

Wenn man versucht, diese Dinge zu beachten und sich einen seriösen Anbieter aussucht, sind Internet-Singlebörsen meines Erachtens eine gute Möglichkeit, einen Partner kennenzulernen. Und zumindest gefühlt habe ich den Eindruck, dass das auf immer mehr Paare auch zutrifft. Übrigens, der Skeptiker vom Anfang ist heute ebenfalls verlobt. Seine zukünftige Frau hat er aber in seiner Gemeinde kennengelernt. Auf dem klassischen Weg geht es also nach wie vor auch.

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Kommentare (7)

Alex /

Eine kostenlose christliche Partnervermittlung findet man hier: http://www.christliche-partner-suche.de
Ich bin schon seit einiger Zeit dort und sehr zufrieden.

anastazia /

Mir sind die Tränen gekommen, weil ich das
Alles zu 100 % bestätigen kann. Ich habe jetzt
auch Alles Gott übergeben und wenn ich keinen Mann mehr haben soll, dann ein glückliches Singleleben. Ich geduldige mich
und freue mich auf das was kommt. Egal wie.

Andreas W. /

Dieser Artikel sollte in den "Nutzungsbedingungen" für die Internetplattformen aufgenommen werden, so hilfreich ist er. Danke für die Ehrlichkeit !

Joanna /

Vielen Dank für den Bericht. Es tröstet mich, dass mehrere Männer so sind (dass sie erst Feuer und Flamme sind und es auch signalisieren und dann ohne weiteres sich nicht mehr melden) - und nicht mehr

Mirjam "Kalender" Langenbach /

Winter 2010 ist natürlich Januar/Februar, was denn sonst?

marijke /

danke für diesen interessanten + ehrlichen beitrag. einige versuche dieser art kenne ich, und auch viele der geschilderten gefühle. besonders ätzend schwierig fand ich dieses in der luft hängen. man mehr

karlo /

Ach wie herzzerreißend. Und ist das ein Blick in die Zukunft, oder hab ich den "Winter 2010" etwa verpasst?

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