Was genau ist mit dem Wort Berufung gemeint? Was steckt hinter dem Begriff? Was sagt die Bibel zum Thema und stimmen die Überzeugungen in unseren Köpfen damit überein?
Zuerst eine kleine Begriffsklärung, denn das Wort Berufung hat im heutigen Sprachgebrauch mehrere Bedeutungen. Wer z. B. vor Gericht in Berufung geht, schöpft ein juristisches Mittel gegen das Urteil des Richters aus. Normalerweise wird ein Professor zu seiner neuen Lehraufgabe berufen. Auch für unliebsame Aufgaben scheint man eine besondere Berufung zu brauchen. Denn wer hat nicht schon einmal diese oder eine ähnliche Frage gehört: „Fühlt sich hier irgendjemand zum Spülen berufen?“
Wer Christ ist, ist berufen
Wenn die Bibel von Berufung spricht, meint sie aber etwas anderes. Hier ist es grundsätzlich Gott, der Menschen beruft. Er tritt in eine besondere Beziehung mit dem Betreffenden und ruft ihn zu einer besonderen Aufgabe. Natürlich werden auch Menschen durch andere Menschen berufen, z. B. durch Propheten (vgl. 1. Könige 19,19). Die sind aber wiederum von Gott beauftragt, sodass letztlich Gott der Handelnde bleibt. Mich selbst kann ich nicht berufen. Ich kann lediglich meine Berufung annehmen oder ablehnen.
Die Überzeugung, dass Berufung mit einer Aufgabe gleichzusetzen ist, steckt tief in unseren Köpfen drin. Das ist nachvollziehbar. Wenn Gott Menschen beruft, gibt er ihnen einen bestimmten Auftrag. Doch es geht in erster Linie nicht darum, etwas zu tun. Vielmehr geht es um die Berufung zu der lebensrettenden Beziehung mit Jesus. Menschen werden durch die Frohe Botschaft eingeladen, ihr Leben Jesus anzuvertrauen und dadurch die Beziehung zu Gott für immer in Ordnung zu bringen. Habe ich diese Einladung angenommen, bin ich berufen. Christen sind also grundsätzlich Menschen, die von Jesus berufen sind (vgl. 1. Korinther 1,2).
Erst die Beziehung, dann das Handeln
Ich kann mich daher schon einmal entspannen. Ich muss nicht verbissen nach der einen Aufgabe suchen mit der Überzeugung, nur so meiner Berufung nachkommen zu können. Bin ich Christ, bin ich berufen. Die Frage, was das konkret bedeutet, beantwortet das natürlich erst einmal nicht. Trotzdem entlastet mich dieses Wissen. Ich kann ein ganzes Stück gelassener an das Thema herangehen.
Berufung hat also in erster Linie etwas mit meiner Beziehung zu Gott zu tun. Mit dem, wer ich in Gottes Augen bin. Erst danach hat sie etwas damit zu tun, was ich tue – und sei es auch für Gott. Er ist an mir als Person interessiert, an der Beziehung zu mir. Wenn er mich beruft, möchte er eine vertrauensvolle Freundschaft haben, kein Arbeitsverhältnis. Dass sich diese Beziehung dann allerdings auch in dem widerspiegeln sollte, was ich tue, haben wir schon thematisiert. Beides gehört zusammen.
Drei Bereiche meiner Berufung
Die Betonung des biblischen Bildes von Berufung liegt also auf der rettenden Beziehung zu Gott. Sie ist der Anfang, der Dreh- und Angelpunkt. Trotzdem hat Berufung auch immer etwas mit einer Aufgabe zu tun. Sie bringt mich dazu, mit dem, was ich sage und tue, am Reich Gottes auf dieser Erde mitzuarbeiten. Gottes Plan für mich bleibt also nicht bei meiner Rettung stehen, er ist nicht sinnfrei, ziellos, abgehoben oder weltfremd. Er hängt mit der Sendung zu einer konkreten Aufgabe zusammen. Die Frage nach meiner Berufung betrifft also mehrere Bereiche. Erstens, wie schon deutlich wurde, meine Beziehung zu Gott. Die Frage ist: Wer beruft mich und in welchen Auftrag tue ich etwas? Zweitens den Bereich meines Seins bzw. meiner Identität. Die Frage ist: Vertrauter Freund oder Arbeitskraft – wer bin ich, wenn ich etwas für Gott tue? Und drittens geht es um die Frage nach dem konkreten Handeln: Was soll ich genau tun? Diese Bereiche muss ich klären, will ich meiner Berufung auf die Spur kommen.
Berufung ist wandelbar
Deshalb bezieht sich meine Berufung nicht nur auf ein einzelnes, besonderes Berufungserlebnis zu einer Lebensaufgabe, wie es zum Beispiel bei Abraham der Fall ist (vgl. 1. Mose 12,1). Sie bezieht sich auch nicht nur auf den Moment, in dem meine Freundschaft mit Jesus Christus anfängt. Ebenso ist die Sichtweise, dass Berufung nur einzelne Aufgaben betrifft, zu eng. Meine Berufung kann auf der Grundlage der Beziehung zu Gott mehrere besondere Berufungserlebnisse zu bestimmten Aufgaben beinhalten oder aber auch nicht. Sie kann mehrere kleine Aufgaben gleichzeitig umfassen oder nur eine große Lebensaufgabe. Gott kann mich zu neuen Aufgaben berufen, sodass bisherige Teile meiner Berufung hinfällig werden. Sie kann sich ändern und verschieben. Meine Berufung beinhaltet also meist mehr als die eine, aus Stein gemeißelte, unabänderliche Lebensaufgabe. Sie hat oft einen dynamischen, wandelbaren, aus meiner Sicht suchenden Charakter.
Nicht unbedingt herausragend, nicht per se unangenehm
Es gibt noch einen weiteren wichtigen Punkt, wenn wir uns über das Bild von Berufung Gedanken machen: Meine Berufung ist nicht per se unbeschreiblich schön oder völlig unangenehm. Beide Vorstellungen gibt es. Je nachdem, wie ich geprägt bin, werde ich zu der einen oder anderen Überzeugung tendieren. Berufung bedeutet aber einerseits nicht unbedingt, dass ich als toller Held eine herausfordernde Aufgabe von Gott bekomme, um die mich alle beneiden. Sie bedeutet andererseits aber auch nicht zwangsweise, dass ich mich völlig aufgeben muss und irgendeine schreckliche Aufgabe von Gott aufgedrückt bekomme, die mir nicht liegt und einige Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Tatsache ist, dass Gott auch zu unscheinbaren Aufgaben beruft. Und er beruft auch zu Dingen, die mir sehr gelegen kommen und in denen ich voll aufgehen kann.
Freiheit in Abhängigkeit
Wichtig ist vor allem, dass ich mich auf den Plan Gottes einlasse. Sicher, manchmal passt dieser nicht mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Werten zusammen, wie z.B. Erfolg und unbedingter Wohlstand. Indem ich meine Berufung von Gott annehme, unterstelle ich ihm meinen Willen und meine Wünsche. Ich mache mich abhängig von ihm und gebe ein Stück von meinem Drang zur Selbstverwirklichung auf. Das mag nicht in die heutige Zeit passen. In Gottes Plan aber schon. Denn Gottes Berufung bietet im Endeffekt viel größere Freiheit, als ich in meinem Streben nach Unabhängigkeit je gewinnen könnte.
Es kommt nicht darauf an, um jeden Preis möglichst viel für Gott zu tun. Meine Berufung ist nicht nur ein einzelnes, herausragendes Ereignis. Und es kommt nicht darauf an, etwas möglichst Unangenehmes zu tun. Es kommt darauf an, das zu tun, wozu er mich befähigt und beauftragt hat. Was das ist, kann ich durch die Suche nach meiner Berufung herausfinden.
Berufung: Das, wozu Gott mich geschaffen hat
Und um zum Abschluss noch ein paar mögliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Meine Berufung ist nicht nur ein einzelnes, herausragendes Ereignis, zum Beispiel ein Donnergrollen, durch das Gott zu mir spricht und mir einen Auftrag gibt. Sie ist auch keine Begründung dafür, endlich einmal etwas Neues anzufangen, nur weil die gegenwärtige Situation unbefriedigend ist. Sie ist auch keine Entschuldigung, um nicht selbst nachdenken zu müssen und verantwortliche Entscheidungen für mein Leben zu treffen.
Meine Berufung beinhaltet meinen einzigartigen Auftrag, den Gott für mich vorgesehen hat und den nur ich zu Gottes Plan mit dieser Welt beitragen kann. Sie umfasst das, was ich bin, und das, was ich tue, und ist das, wozu Gott mich letztlich geschaffen hat.
Ihr Kommentar
Kommentare (9)
Hallo Joachim,
ich bin froh und dankbar für die Inhalte, aber was mir fehlt, ist die fundierte biblische Begründung der von dir gemachten Aussagen. Die Bibel muss unsere alleinige Autorität bleiben … mehrund ist es auch. Wir müssen den Lesern die Möglichkeit bieten, sich – gerade in Bezug auf die Berufung – biblisch zu orientieren. Wer deinen Worten folgt, könnte in die Irre geleitet werden. Begründest du sie jedoch biblisch, führt es den Leser in die Wahrheit.
Damit möchte ich dich ermutigen, deine Artikel so zu schreiben, dass sie uns zur Grundlage führen, auf der wir uns verlassen können: das inspirierte Wort Gottes.
2. Timotheus 3:16-17:
"Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet."
2. Timotheus 4:3-4:
"Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern, nach ihren eigenen Lüsten, sich eine Menge Lehrer aufhäufen werden, weil es in ihren Ohren juckt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zuwenden."
Apostelgeschichte 17:11:
"Diese aber waren edler als die in Thessalonich, denn sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und forschten täglich in den Schriften, ob sich dies so verhalte."
Hallo. Joachim. Eine gute kurze Lehre zum Thema. Danke
Ich denke berufen sind wir zu allererst um mit dem SchöpferGott gemeinschaft zu haben. Einfach so wie es Adam und Eva am Anfang getan haben. weiter hat die gesamte Menschheit, und da ist jeder … mehrPersöhnlich gemeint, den Auftrag sich zu über in einer Diennerhaltung, indem wir aber gleichzeitig eine Herrschende Stelle innehaben auf der Welt, um die Schöpfung Gottes zu bauen und u bewaren. In allem was wir tun soll unser Ziel sein dem Herrn anerkennung geben für was Er tut und wer Er ist, indem wir andern Menschen auf Ihm aufmerksam machen
Sehr hilfreich, wenn wir Menschen im Kopf steckenbleiben und uns im grübeln verirren...
Ich habe das alles hier gelesen.
Einfach nur ein Test für mich?
Ich habe mich vor nun 13 Jahren so erschrocken wie Gott nachts zu mir kam. Mit einer heftigen Reaktion auf meine Frage nach dem warum … mehrist das so hält er mich wach.
Ich denke nicht dass Gott uns in dem Glauben lassen will das ist ein Spiel auf Erden oder Newager meinen Maya also nicht existieren Krebs und Todkranke Kinder, Krieg, Radioaktivität die Reaktion auf das spalten von Dingen was wir lassen sollten. Oppenheimer der Vater der Atombombe sagt ja er habe den Teuflisch geprägten Plan wirklich gemacht. Wem steht das zu sowas zu machen?
Nun wer Gott trotzdem nicht akzeptieren kann wie ein Judas nicht das was Jesus ist versteht, wird belehrt werden.
Gott sprach schon sehr lange zum Menschen.
Die Reaktion darauf Spott und Häme ausgesetzt zu sein ist der Weg eines Menschen dem es geschieht.
Ich habe das selbst erlebt.
Gott kann zu sehr drastischen Mitteln greifen durch den Letzten Endes Gutes passiert ist.
Wir müssen das nicht verstehen warum ist das so.
Die Reaktion darauf hinweisen das ist der Weg Gott zu glauben und zu dienen.
Ich denke nicht dass ich mich total irre aber Drogen sind es nicht was Gott willkommen ist.
Was Gott sprach ist das ist kein Spiel.
13 Jahre alte Version wieder und wieder ein Test für die Frage nach dem warum ist das so.
Was soll man sagen?
Gott wird das Richtige für die Frage auf das Nicht Gebeten geben.
Auch wenn viele Menschen denken Sie sind bereits berufen.
Kann man krank werden wenn man seine Berufung nicht annehmen will
Ich glaube, ich bin dazu berufen worden, Leuten zu sagen, dass ich sie mag/lieb habe...im Moment habe ich noch Schwierigkeiten damit, diese Aufgabe auszuführen, aber ich habe sie auf jeden Fall angenommen. :) Liebe Grüße, Margret
ich muss in der schule eine gfs machen. bei dem thema berufung ist es schwer etwas zu finden. vilen dank für diese hilfreiche seite.
viele liebe früße
ANJA M.
Sehr schöne Erklärung zum Thema Berufung, danke.