Navigation überspringen
© SCM-ERF-Verlag

24.03.2011 / Gottes Traum für mein Leben / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Joachim Bär

Berufung: Was ist damit gemeint?

Wer an Berufung denkt, wird rasch von der Wucht des Begriffes erschlagen. Fragt sich: Ist unsere Vorstellung von Berufung wirklich biblisch?

Was genau ist mit dem Wort Berufung gemeint? Was steckt hinter dem Begriff? Was sagt die Bibel zum Thema und stimmen die Überzeugungen in unseren Köpfen damit überein?

Zuerst eine kleine Begriffsklärung, denn das Wort Berufung hat im heutigen Sprachgebrauch mehrere Bedeutungen. Wer z. B. vor Gericht in Berufung geht, schöpft ein juristisches Mittel gegen das Urteil des Richters aus. Normalerweise wird ein Professor zu seiner neuen Lehraufgabe berufen. Auch für unliebsame Aufgaben scheint man eine besondere Berufung zu brauchen. Denn wer hat nicht schon einmal diese oder eine ähnliche Frage gehört: „Fühlt sich hier irgendjemand zum Spülen berufen?“

Wer Christ ist, ist berufen

Wenn die Bibel von Berufung spricht, meint sie aber etwas anderes. Hier ist es grundsätzlich Gott, der Menschen beruft. Er tritt in eine besondere Beziehung mit dem Betreffenden und ruft ihn zu einer besonderen Aufgabe. Natürlich werden auch Menschen durch andere Menschen berufen, z. B. durch Propheten (vgl. 1. Könige 19,19). Die sind aber wiederum von Gott beauftragt, sodass letztlich Gott der Handelnde bleibt. Mich selbst kann ich nicht berufen. Ich kann lediglich meine Berufung annehmen oder ablehnen.

Die Überzeugung, dass Berufung mit einer Aufgabe gleichzusetzen ist, steckt tief in unseren Köpfen drin. Das ist nachvollziehbar. Wenn Gott Menschen beruft, gibt er ihnen einen bestimmten Auftrag. Doch es geht in erster Linie nicht darum, etwas zu tun. Vielmehr geht es um die Berufung zu der lebensrettenden Beziehung mit Jesus. Menschen werden durch die Frohe Botschaft eingeladen, ihr Leben Jesus anzuvertrauen und dadurch die Beziehung zu Gott für immer in Ordnung zu bringen. Habe ich diese Einladung angenommen, bin ich berufen. Christen sind also grundsätzlich Menschen, die von Jesus berufen sind (vgl. 1. Korinther 1,2).

Erst die Beziehung, dann das Handeln

Ich kann mich daher schon einmal entspannen. Ich muss nicht verbissen nach der einen Aufgabe suchen mit der Überzeugung, nur so meiner Berufung nachkommen zu können. Bin ich Christ, bin ich berufen. Die Frage, was das konkret bedeutet, beantwortet das natürlich erst einmal nicht. Trotzdem entlastet mich dieses Wissen. Ich kann ein ganzes Stück gelassener an das Thema herangehen.

Buch Meine Berufung, Gottes Traum für mein Leben
Text entnommen aus:
Joachim Bär, Meine Berufung - Gottes Traum für mein Leben
139 S. – SCM-ERF-Verlag (Feb. 2011)
ISBN 9783866661752
12,95 €

Berufung hat also in erster Linie etwas mit meiner Beziehung zu Gott zu tun. Mit dem, wer ich in Gottes Augen bin. Erst danach hat sie etwas damit zu tun, was ich tue – und sei es auch für Gott. Er ist an mir als Person interessiert, an der Beziehung zu mir. Wenn er mich beruft, möchte er eine vertrauensvolle Freundschaft haben, kein Arbeitsverhältnis. Dass sich diese Beziehung dann allerdings auch in dem widerspiegeln sollte, was ich tue, haben wir schon thematisiert. Beides gehört zusammen.

Drei Bereiche meiner Berufung

Die Betonung des biblischen Bildes von Berufung liegt also auf der rettenden Beziehung zu Gott. Sie ist der Anfang, der Dreh- und Angelpunkt. Trotzdem hat Berufung auch immer etwas mit einer Aufgabe zu tun. Sie bringt mich dazu, mit dem, was ich sage und tue, am Reich Gottes auf dieser Erde mitzuarbeiten. Gottes Plan für mich bleibt also nicht bei meiner Rettung stehen, er ist nicht sinnfrei, ziellos, abgehoben oder weltfremd. Er hängt mit der Sendung zu einer konkreten Aufgabe zusammen. Die Frage nach meiner Berufung betrifft also mehrere Bereiche. Erstens, wie schon deutlich wurde, meine Beziehung zu Gott. Die Frage ist: Wer beruft mich und in welchen Auftrag tue ich etwas? Zweitens den Bereich meines Seins bzw. meiner Identität. Die Frage ist: Vertrauter Freund oder Arbeitskraft – wer bin ich, wenn ich etwas für Gott tue? Und drittens geht es um die Frage nach dem konkreten Handeln: Was soll ich genau tun? Diese Bereiche muss ich klären, will ich meiner Berufung auf die Spur kommen.

Berufung ist wandelbar

Deshalb bezieht sich meine Berufung nicht nur auf ein einzelnes, besonderes Berufungserlebnis zu einer Lebensaufgabe, wie es zum Beispiel bei Abraham der Fall ist (vgl. 1. Mose 12,1). Sie bezieht sich auch nicht nur auf den Moment, in dem meine Freundschaft mit Jesus Christus anfängt. Ebenso ist die Sichtweise, dass Berufung nur einzelne Aufgaben betrifft, zu eng. Meine Berufung kann auf der Grundlage der Beziehung zu Gott mehrere besondere Berufungserlebnisse zu bestimmten Aufgaben beinhalten oder aber auch nicht. Sie kann mehrere kleine Aufgaben gleichzeitig umfassen oder nur eine große Lebensaufgabe. Gott kann mich zu neuen Aufgaben berufen, sodass bisherige Teile meiner Berufung hinfällig werden. Sie kann sich ändern und verschieben. Meine Berufung beinhaltet also meist mehr als die eine, aus Stein gemeißelte, unabänderliche Lebensaufgabe. Sie hat oft einen dynamischen, wandelbaren, aus meiner Sicht suchenden Charakter.

Nicht unbedingt herausragend, nicht per se unangenehm

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Punkt, wenn wir uns über das Bild von Berufung Gedanken machen: Meine Berufung ist nicht per se unbeschreiblich schön oder völlig unangenehm. Beide Vorstellungen gibt es. Je nachdem, wie ich geprägt bin, werde ich zu der einen oder anderen Überzeugung tendieren. Berufung bedeutet aber einerseits nicht unbedingt, dass ich als toller Held eine herausfordernde Aufgabe von Gott bekomme, um die mich alle beneiden. Sie bedeutet andererseits aber auch nicht zwangsweise, dass ich mich völlig aufgeben muss und irgendeine schreckliche Aufgabe von Gott aufgedrückt bekomme, die mir nicht liegt und einige Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Tatsache ist, dass Gott auch zu unscheinbaren Aufgaben beruft. Und er beruft auch zu Dingen, die mir sehr gelegen kommen und in denen ich voll aufgehen kann.

Freiheit in Abhängigkeit

Wichtig ist vor allem, dass ich mich auf den Plan Gottes einlasse. Sicher, manchmal passt dieser nicht mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Werten zusammen, wie z.B. Erfolg und unbedingter Wohlstand. Indem ich meine Berufung von Gott annehme, unterstelle ich ihm meinen Willen und meine Wünsche. Ich mache mich abhängig von ihm und gebe ein Stück von meinem Drang zur Selbstverwirklichung auf. Das mag nicht in die heutige Zeit passen. In Gottes Plan aber schon. Denn Gottes Berufung bietet im Endeffekt viel größere Freiheit, als ich in meinem Streben nach Unabhängigkeit je gewinnen könnte.

Es kommt nicht darauf an, um jeden Preis möglichst viel für Gott zu tun. Meine Berufung ist nicht nur ein einzelnes, herausragendes Ereignis. Und es kommt nicht darauf an, etwas möglichst Unangenehmes zu tun. Es kommt darauf an, das zu tun, wozu er mich befähigt und beauftragt hat. Was das ist, kann ich durch die Suche nach meiner Berufung herausfinden.

Berufung: Das, wozu Gott mich geschaffen hat

Und um zum Abschluss noch ein paar mögliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Meine Berufung ist nicht nur ein einzelnes, herausragendes Ereignis, zum Beispiel ein Donnergrollen, durch das Gott zu mir spricht und mir einen Auftrag gibt. Sie ist auch keine Begründung dafür, endlich einmal etwas Neues anzufangen, nur weil die gegenwärtige Situation unbefriedigend ist. Sie ist auch keine Entschuldigung, um nicht selbst nachdenken zu müssen und verantwortliche Entscheidungen für mein Leben zu treffen.

Meine Berufung beinhaltet meinen einzigartigen Auftrag, den Gott für mich vorgesehen hat und den nur ich zu Gottes Plan mit dieser Welt beitragen kann. Sie umfasst das, was ich bin, und das, was ich tue, und ist das, wozu Gott mich letztlich geschaffen hat.

 Joachim Bär

Joachim Bär

  |  Unit Leader erf.de / Antenne

Koordiniert die übergreifenden Themen der redaktionellen Angebote des ERF. Er ist Theologe und Redakteur, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (9)

Christian T. /

Hallo Joachim,
ich bin froh und dankbar für die Inhalte, aber was mir fehlt, ist die fundierte biblische Begründung der von dir gemachten Aussagen. Die Bibel muss unsere alleinige Autorität bleiben mehr

Marwin G. /

Hallo. Joachim. Eine gute kurze Lehre zum Thema. Danke

Edward H. /

Ich denke berufen sind wir zu allererst um mit dem SchöpferGott gemeinschaft zu haben. Einfach so wie es Adam und Eva am Anfang getan haben. weiter hat die gesamte Menschheit, und da ist jeder mehr

Yaduma /

Sehr hilfreich, wenn wir Menschen im Kopf steckenbleiben und uns im grübeln verirren...

Red@Air /

Ich habe das alles hier gelesen.
Einfach nur ein Test für mich?
Ich habe mich vor nun 13 Jahren so erschrocken wie Gott nachts zu mir kam. Mit einer heftigen Reaktion auf meine Frage nach dem warum mehr

suchende /

Kann man krank werden wenn man seine Berufung nicht annehmen will

Margarethe A. /

Ich glaube, ich bin dazu berufen worden, Leuten zu sagen, dass ich sie mag/lieb habe...im Moment habe ich noch Schwierigkeiten damit, diese Aufgabe auszuführen, aber ich habe sie auf jeden Fall angenommen. :) Liebe Grüße, Margret

Anja M. /

ich muss in der schule eine gfs machen. bei dem thema berufung ist es schwer etwas zu finden. vilen dank für diese hilfreiche seite.
viele liebe früße
ANJA M.

Deusvive! /

Sehr schöne Erklärung zum Thema Berufung, danke.

Das könnte Sie auch interessieren