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© Candice Picard / unsplash.com

17.02.2011 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Ulrich Tietze

Reifezeugnis für die Liebe

Woher weiß man, dass man reif genug ist für die Ehe? Hilfreich ist ein Blick in die Bibel.

Es ist ein Abenteuer, sich auf eine Ehe einzulassen. Einige Menschen stürzen sich ohne viel Nachdenken hinein, während andere lange darüber nachgrübeln, ob sie wirklich bereit dafür sind. Mancher wünscht sich so etwas wie eine Checkliste, anhand derer er prüfen kann, ob er reif für eine dauerhafte Bindung ist.

Dieser Artikel bietet aus christlicher Perspektive drei Gedankenanstöße zu dieser Frage. Das Ziel ist dabei nicht, eine vollständige Antwort zu geben oder alle Eventualitäten abzudecken. Es geht vielmehr darum, eine Ahnung zu bekommen, wie einfach und dennoch allumfassend die Vorbereitung auf eine Ehe aussehen kann.

Zuerst die schlechte Nachricht: Es gibt keinen Pulsmesser, der mit Sicherheit anzeigt, ob jemand reif genug für eine Ehe ist. Auch nicht in der Bibel. Es gibt aber durchaus einige Bibelstellen, die Hilfestellung bei der Vorbereitung auf eine feste Beziehung und mögliche spätere Ehe geben.

Auf eigenen Beinen stehen

Da wäre zunächst folgender Vers aus der Bibel, auf den ich hinweisen möchte:

„Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele“ (1. Mose 2,24).

Es ist keine Voraussetzung, dass Mann und Frau ihr Elternhaus räumlich verlassen, aber es ist mit Sicherheit für die folgende Partnerschaft eine große Hilfe, wenn beide ihr Elternhaus hinter sich gelassen haben. Viele frische Partnerschaften leiden darunter, dass der Einfluss der Eltern auf das neue Glück noch sehr hoch ist.

Von daher kann man sagen: Es ist gut für eine Partnerschaft, wenn man sich zuvor von den Eltern unabhängig gemacht hat. Das bedeutet nicht, dass man die Eltern nicht mehr respektiert oder um Rat fragen kann. Es bedeutet auch nicht, dass man sofort von zu Hause ausziehen muss. Es geht vielmehr darum, zu lernen selbstständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen.

Herausforderungen annehmen

Eine andere Bibelstelle, die mir in diesem Zusammenhang wichtig ist, steht im Brief des Paulus an die Philipper:

„Handelt nicht aus Selbstsucht oder Eitelkeit! Seid bescheiden und achtet den Bruder oder die Schwester* mehr als euch selbst. Denkt nicht an euren eigenen Vorteil, sondern an den der anderen, jeder und jede von euch!“ (Philipper 2,3-4).

An dem, was diese Bibelstelle aussagt, wird jeder sein Leben lang arbeiten müssen. Dazu muss man nicht verheiratet sein. Auch im Umgang mit Freunden oder Freundinnen, Kollegen und Mitstudenten und Familienmitgliedern kann man lernen, rücksichtsvoll zu sein und sich nicht nur um sich selbst zu drehen. Wer eine Ehe eingehen möchte, kann nicht früh genug damit anfangen, das hier beschriebene Verhalten einzuüben.

Denn in einer Partnerschaft bekommen diese beiden Verse eine enorme Bedeutung. So mancher Ehekrach hat seine Ursache darin, dass Paulus‘ Rat außer Acht gelassen wird und jeder zuerst an sich und seine Bedürfnisse denkt.

Es ist nicht leicht, nichts aus Eigennutz oder für die eigene Ehre zu tun. Wenn man meint Dinge verstanden zu haben, um die sich der Partner noch gar nicht gekümmert hat, ist es besonders schwer, den anderen höher zu achten als sich selbst. Das Gleiche gilt, wenn wir etwas vorhaben, das in unseren Augen besser oder wichtiger zu sein scheint, als das Vorhaben des Partners.

Wer eine gute Ehe führen möchte, muss bereit sein, an seinem Charakter zu arbeiten. Die oben aufgeführten Punkte lassen etwas von dem erahnen, was in einer Partnerschaft an Herausforderungen vorkommen kann und wie man sich darauf vorbereiten kann.

Reif genug für die Ehe?

Es gibt meines Erachtens keinen Gradmesser der besagt: „Jetzt bist du reif genug für eine Partnerschaft oder Ehe.“ Eine perfekte Beziehung gibt es sowieso nicht. Aber je entschlossener und offen eine Person dafür ist, ihre eigenen Wünsche und Ziele zum Wohl eines anderen zurückzustellen, umso fähiger ist sie für eine Partnerschaft bzw. eine eigene Familie.

Wie fast alles in der Schöpfung ist auch eine Beziehung auf Wachstum angelegt. Auch jede Ehe durchlebt verschiedene Phasen und lebt davon, dass beide Partner sich in sie investieren. Das zu wissen und sich darauf einzustellen, ist schon viel wert, weil es vor falschen Erwartungen bewahrt.

Als Christ glaube ich, dass wir diesen Wachstumsprozess nicht aus eigener Kraft leisten müssen, sondern dafür Gottes Hilfe in Anspruch nehmen können. Durch seine Gnade gewinnt eine Ehe an Tiefe und beide Partner reifen aneinander und miteinander. Wie ein Baum seine Wurzeln mit der Zeit immer tiefer in die Erde senkt und damit an Stabilität und Kraft gewinnt, wächst auch eine Ehe mit den Jahren, wenn beide Partner an ihr arbeiten.

Keiner ist von Anfang an fertig für eine Partnerschaft. Wer jedoch für seine Beziehung immer wieder Hilfe von Gott erwartet und daran arbeitet, selbst für den Partner oder die Partnerin im Sinne von Philipper 2,3-4 eine Hilfe zu sein, der kann es wagen, sich auf das Abenteuer Ehe einzulassen.

*Mit Bruder und Schwester meint Paulus die Mitchristen. Diese Aussage lässt sich aber auch auf Ehepartner und gernerell jedes Miteinander beziehen.
 

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