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/ Wort zum Tag

Ungewöhnliche Reaktion

Herbert Laupichler über Amos 7,2-3.

Amos sprach: Ach, HERR, sei gnädig! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein. Da reute es den HERRN. Der HERR sprach: Es soll nicht geschehen!

Amos 7,2–3

Die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine für heute fordert mich heraus. Im Buch des Propheten Amos, Kapitel 7, in den Versen 2 und 3 heißt es: „Da sprach Amos: Ach, Herr HERR, sei gnädig! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein. Da reute es den HERRN. Der HERR sprach: Es soll nicht geschehen!“

Doch wer war Amos, der hier im Gebet mit Gott verhandelt? Amos schreibt von sich, dass er kein Prophet ist und auch kein Prophetensohn. Sondern ein Viehhirte und Maulbeerfeigenzüchter. Mit Maulbeerfeigen sind dabei die feigenähnlichen Früchte der Sykomoren gemeint.

Amos lebte in Tekoa, im Südreich, also dort, wo die Stämme Juda und Benjamin zu Hause waren. Ob Amos sich gewundert hat, dass der HERR ausgerechnet ihn als Prophet ins Nordreich sendet? Zu den restlichen Stämmen des Volkes Israel?

Für das Volk Israel war es eine Blütezeit. Wichtige Handelsrouten führten durch das Land und begründeten den Reichtum. Eine Oberschicht lebte jedoch im Luxus und in den Orten Dan und Bethel wurden goldene Standbilder angebetet.

In Israel versteckte sich hinter der schönen Fassade Sünde, Sünde gegenüber Gott und gegenüber Menschen. Das Volk wurde ausgebeutet und die Schere zwischen arm und reich öffnete sich immer weiter. Nur noch eine Minderheit hatte Anteil am Wohlstand.

Amos kritisiert die soziale Ungerechtigkeit und auch die Unterdrückung der Armen im Recht. In den Augen Gottes ist das eine Sünde und ein Verbrechen an seinen Geschöpfen. Amos kündigt im Auftrag Gottes das Gericht Gottes an.

In einer Vision sieht er dann eine der Folgen des Gerichts. Heuschrecken vernichten die gesamte Vegetation im Land und damit die Lebensgrundlage der Menschen.

Mit Blick auf die Zustände bewundere ich den Mut von Amos, Gott um Vergebung zu bitten. Damit handelt er als echter Prophet. Er nennt das Böse beim Namen und kündigt Gericht an, aber er tritt vor Gott auch mit seiner Fürbitte für das Volk ein.

Obwohl das Volk zu der Zeit sehr mächtig war und sich für unbesiegbar hielt, war es doch vor der Macht Gottes so klein, hilflos und zu bedauern. Amos nennt das Volk Jakob. Wollte er Gott vielleicht damit an frühere Zusagen gegenüber dem Stammvater erinnern?

Fast ist es nicht zu verstehen, dass Gott auf die Bitte von Amos eingeht. Da reute es den Herrn und er sprach, es soll nicht geschehen. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass Gott einen Fehler gemacht hat. Denn das hebräische Wort für „Reue" bedeutet eigentlich „wehklagen, traurig sein". Aber auch Fürsorge und Mitleid über die Folgen eines eigentlich geplanten Handelns verbergen sich hinter diesem Wort.

Deshalb lese ich auch hier in einer Übersetzung: Da hatte der HERR Mitleid. Und »Ich werde es nicht tun«, sprach er.

Da kann ich nur staunen. In seinem Erbarmen hört Gott aus Mitleid auf die Bitte von Amos und ändert seine Entscheidung. Die Heuschreckenplage bleibt aus.

Für mich ist der Prophet Amos Trost und Vorbild zugleich. Es tröstet mich, dass Gott die Gebete seiner Kinder hört und nach seiner Weisheit auch darauf eingeht.

Amos betet mutig für das Volk Israel um Gnade und Mitleid. Und diesen Mut nehme ich mir zum Vorbild. So wie es auch der Apostel Paulus Jahrhunderte später an Timotheus schreibt: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen.“ Und weiter: „Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Retter-Gott, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

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Kommentare (1)

Sigrid K. /

Hallo Herr Leupichler, vielen Dank für Ihre Andacht.
Für mich sehr ermutigend, dass unser Herr wirklich Gebet erhört! Ich mache selbst im wieder Erfahrung, dass unser Herr hört und erhört.
Unser Herr segne Sie
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid