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/ Wort zum Tag

Die Liebe Gottes ist größer

Norbert Held über Hesekiel 16,62.

Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, sodass du erfahren sollst, dass ich der HERR bin.

Hesekiel 16,62

„Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, sodass du erfahren sollst, dass ich der HERR bin.“ Das fängt ja gut an – ist einer meiner ersten Gedanken. Ich lese dieses Bibelwort aus dem Buch Hesekiel. Eine ermutigende Zusage aus dem Mund Gottes. Beim zweiten Lesen sehe ich dann aber schnell, es geht ja gar nicht um einen guten Anfang. Unser Bibelwort steht ganz am Ende eines sehr langen, schwierigen Kapitels. So lese ich also das ganze Kapitel mit seinen 63 Versen mehrfach durch, da es mir bisher nicht wirklich vertraut ist. Ich denke, der Prophet Hesekiel ist um seine Aufgabe wirklich nicht zu beneiden. Im Auftrag Gottes soll er der Stadt Jerusalem und dem Volk Israel den Spiegel vorhalten. Er hat die fast endlos lange Anklageschrift Gottes vorzutragen. Ihr Inhalt: die freche und zügellose Gottlosigkeit und der maßlose Götzendienst des auserwählten Volkes. Schonungslos klagt er an. Und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten oder eine anständige Ausdrucksweise. Das Erschrecken und die Enttäuschung Gottes über sein eigenes Volk spiegelt sich praktisch in jedem Satz.

Dabei hat doch alles mal so gut angefangen.

Hesekiel kleidet die Erzählung der Berufungsgeschichte Israels in die Form eines Gleichnisses von der Geburt sowie der Kinder- und Jugendzeit eines Findelkindes. Gott erscheint in diesem Gleichnis als ein barmherziger Wanderer. An dem ausgesetzten und todgeweihten Kind geht er nicht achtlos vorüber. Er hält inne und tut alles, damit das Kind leben kann (V. 8).  Später überschüttet er das Kind, an dem er nun Eigentumsrechte hat, grenzenlos mit Wohltaten: Kleidung, Schmuck, Wertsachen, besonders gutem Essen. Aus dem armen, unansehnlichen Findelkind wird eine allseits bewunderte Schönheit und Königin.

Was märchenhaft klingt, ist die Geschichte Gottes mit Israel: wie er ein kleines und unbedeutendes Volk, ohne jegliche Vorzüge zu seinem Eigentumsvolk beruft. Er verspricht ihm: „Ihr sollt mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“  (2. Mose 19, 5f)

Die Geschichte Gottes mit Israel ist von Beginn an eine große Liebesgeschichte. Und sie endet auch so. Ganz und gar unverständlich. Obwohl Israel Gott ständig provoziert und schließlich sogar den Bund mit ihm aufkündigt. Sie suchen ihr Glück in der Selbstaufgabe und der Abhängigkeit von allen anderen Mächten in ihrer Nachbarschaft. In den Augen Gottes sündigt Israel viel „brutaler“ gegen ihn als die Nachbarvölker. Gott gibt dennoch nicht auf. Die Liebe Gottes zu seinem auserwählten Volk ist immer noch größer. Sie ist selbst durch die Schuld und den Ungehorsam der Menschen nicht zu zerstören. Gott lässt sich seine Treue von den Menschen nicht klein reden oder kaputt machen. Er richtet seine Bundeszusage neu auf, nun unzerbrechlich, ewig.  An der Treue Gottes wird seine Liebe und seine Herrschaft erfahrbar. Bis heute. Garantiert durch den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus - auch für uns. Die Geschichte Gottes mit dieser Welt und seinen Leuten fängt nicht nur gut an; sie geht auch gut aus. Das hat er zugesagt.

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